Freitag, 29. April 2011

Zwei Urlaube im Süden

Puerto Varas, Frutillar, Castro (Isla Chiloé) und die Überfahrt nach Bariloche in Argentinien 

Wie in dem letzen Eintrag angekündigt geht es  Mittwochabends um 21 Uhr vom Busterminal in Santiago nach Puerto Varas. 12 Stunden, inklusive Geburtstagsfeier von Aline, später werden wir in dem süßen Städtchen das am Llanquihue-See mit Blick auf den Vulkan Osorno liegt, rausgelassen. Es sind ca. 10 Grad kälter als in Santiago und es regnet, aber da wir unser Hostel schon gebucht haben geht es zielstrebig dorthin und danach zum Brunch in ein Café im deutschen Stil. Wir schauen uns die „Marienkirche“ an, die laut meinem Reiseführer „as the one in the Black Forest in Germany“ ist, es gibt „Kuchenläden“ , einen „Deutschen Verein“ und allgemein viele Schilder auf Deutsch. Die Architektur erinnert  teilweise an Süddeutschland oder Östereich. Nachmittags fahren wir ins 45-Minuten weiter gelegene Frutillar um die Lavendelfelder zu besuchen und Apfelstrudel zu essen. Hier gelingt es uns trotz vieler Wolken den Vulkan zu sehen, auch wenn es beim ersten Hinsehen schwierig ist die weiße Kuppel von den Wollen zu unterscheiden. Am nächsten Tag fahren wir ca. 3 ½ Stunden mit Bus und Fähre auf die Insel Chiloé. Da wir wenig Zeit haben entscheiden wir uns für die Hauptstadt der Insel „Castro“. Hier ist es ärmer, als wir es bisher kennengelernt haben. Die Häuser sind zum Schutz vor dem Wasser auf Stelzen gebaut, es gibt viel guten Fisch und außer den Holzkirchen, die UNESCO Weltkulturerbe sind, jedoch nicht viel zu sehen. Am nächsten Tag machen wir daher einen Ausflug mit Pferden. Auch wenn ich bekanntlich nicht der größte Pferdefan bin, habe ich einen riesen Spaß! Mein Pferd ist widerspenstig und macht natürlich nicht das was alle anderen machen und so ist der Ausritt durch Wälder und teils von Regen begleitet keineswegs langweilig! Abends fahren wir zurück nach Puerto Varas, da wir von dort die große Tour „Cruce de los Andes“ machen wollen. Laut Anbieter sollen die diversen Bus- und Katamaranfahrten 230$ kosten. Das sehen wir natürlich nicht ein und machen und früh morgens um 7 Uhr selbstständig mit dem Collectivo auf den Weg nach Petrohué. Dort stellen wir schnell fest, dass wir uns der organisierten Tour, an der hauptsächlich ältere Europäer teilnehmen, anschließen müssen, da nur ein Haus und ein Katamaran zu sehen ist. Wir buchen jedoch nur eine Katamaranfahrt über den "Todos Los Santos-See" bis nach Peulla und die anschließende Busfahrt über die Grenze bis nach Puerto Frías (wir glauben Ihnen nun, dass wir keine andere Wahl haben). Die Natur ist atemberaubend! 2 Stunden später erreichen wir Peulla. Laut Ortsschild leben hier 120 Menschen, doch man kann nur 5 Häuser und ein Hotel entdecken. Hier essen die restlichen Touris zu Mittag oder bleiben über Nacht – wir packen unsere Empanadas aus und geben uns mit einem Kaffee in der Lobby zufrieden. Nach einem Spaziergang zu einem Wasserfall soll die Tour mit dem Bus weitergehen. Pünktlich um 15 Uhr besteigen wir mit allen anderen den Bus, so 5 Fahrminuten später werden die „Cuatro chicas alemanas“ ausgerufen. Wir sollen als erstes aus Chile ausreisen. Mitten im Nichts steht also ein Häuschen wo 2 Menschen die Ausreisestempel verteilen. Von hier geht es für uns nicht weiter im bisherigen Reisebus, sonders uns wird erklärt wir bekämen einen eigenen, samt Reiseführer, ein junger Chilene mit wilden Locken und witziger Sonnenbrille um den Andenpass zu überqueren. Warum wir die Extrawurst bekommen verstehen wir zwar nicht, haben aber einen riesen Spaß, halten bei allem an, was sich lohnt zu fotografieren, wie das Lama, Wasserfälle, Gletscher, dem Grenzübergang und und und. Ein paar Stunden Schotterpiste später erreichen wir Puerto Frías. Von hier wollen wir uns eine argentinische Reisegesellschaft suchen, die uns günstiger über die nächsten Seen bringt. Doch das gelingt auch nur mäßig. Es gibt zwar eine argentinische Gesellschaft und wir bekommen auch einen Preis, der die Gesamtreise ca. 40$ günstiger macht, aber wir besteigen mit all den Senioren von zuvor das gleiche Boot, danach den gleichen Bus und abermals den gleichen Katamaran.


Erschöpft aber glücklich kommen wir in Barliloche, Argentinien an und freuen uns über das argentinische Steak und den argentinischen Wein zum Abendessen. Am nächsten Tag wird Bariloche zu Fuß erkundet, die berühmte Schokolade probiert, wir stellen tatsächlich die angekündigten Ähnlichkeiten zur Schweiz fest. und werden tatsächlich auf unseren chilenischen Akzent aufmerksam gemacht! Ich mache mich leider schon nachmittags auf den Weg zurück nach Santiago, da Mittwochsmorgens ein Test anliegt, den ich „auf keinen Fall verpassen darf, da ich sonst den Kurs nicht bestehe. 5 Stunden später, mit ca. halbstündiger Ausreise und einstündiger Einreise an die an verschiedenen Orten mit jeweiliger Gepäckkontrolle komme ich in Osorno an. Hier steige ich um und verbringe die komplette Nacht im Bus, bis ich morgens um 8 Uhr Santiago erreiche – ewige Busfahrt alleine zu überstehen ist also auch abgehakt! (Der angekündigte Test fällt natürlich aus, aber über sowas ärgert man sich irgendwann schon nicht mehr…)

Valdivia und Púcon

Zwei Wochen nach der ersten Reise in den Süden mache ich mich Donnerstagsmorgens um 5 Uhr zusammen mit Insa, Lucie (französische Mitbewohnerin), Manuel (chilenischer Freund des Hauses) und einem weiteren Freund Marco mit dem Auto auf den Weg nach Valdivia. 10 Stunden Fahrt, Fahrrädern und Fußgängern auf der Autobahn und immer stärkerem Regen und Wind später kommen wir an. Am Ziel erwartet uns Stau, gestrichene Flüge, umgestürzte Bäume, überflutete Straßen und keine Elektrizität! Wir haben wohl verpasst den Wetterbericht zu schauen…Egal, wir ziehen ins Hostel und machen dann ein wenig Sightseeing mit dem Auto und essen im Café bei Kerzenschein die leckersten Sandwiches und ich falle aus allen Wolken, als uns richtiger Glühwein serviert wird. Cloé, eine befreundete Französin, erreicht uns mit 6 Stunden Flugverspätung und Routenänderung. Es regnet 24 Stunden ununterbrochen und bis auf eine halbe Stunde bleiben wir auch ohne Strom. Dennoch besuchen wir den (überdachten) Markt mit frischem Obst, Gemüse und zu viel Fisch am Río Calle-Calle, wo ich erneut Robben und Seelöwen zu Gesicht bekomme, und schlendern über die Fería, was übersetzt Messe oder Jahresmarkt heißt, aber in diesem Fall eher einem Markt mit handgemachten Stoff- und Holzprodukten entspricht. Von hier aus fahren wir nach Ñuble zu einem Fort, mit Leuchtturm und essen in einer weiteren Fería zu Mittag (diesmal gibt es ausschließlich chilenisches Essen; Spezialität Empanadas mit Mariscos (Meeresfrüchten - hmmm). 2 weitere Autostünden später erreichen wir Púcon, eine Stadt, die durch den See und den naheliegenden Vulkan und dem deutschen Einfluss ähnlich wie Puerto Varas, nur noch schöner sein soll. Im Dauerregen lässt sich das zwar erstmal schwer feststellen, aber die Kochkünste Marco‘s und der Kamin in unserer Cabaña lassen kein Stimmungstief zu. Für den nächsten Tag ist der Besuch der Termas Geometricas in den Bergen geplant. Von natürlichen heißen Quellen wimmelt es in dieser Region, aber wir entscheiden uns für die Besten und werden in keinster Weise enttäuscht. Nach 6 Stunden, 20 verschiedenen Becken mit verschiedenen Temperaturen und mehreren eiskalten Wasserfällen im japanischen Flair sind wir absolut entspannt. Sonntags wollen wir eigentlich wandern gehen, doch auch das lässt das Wetter nicht zu. Alternativprogramm zu wählen ist gar nicht so einfach, das es hier von Sportangeboten nur so wimmelt, daher sagt man auch Púcon wäre das Queensland von Chile! Wir entscheiden uns für eines der vielen Wassersportangebote: Raftig! Im Neoprenanzug, mit Schwimmweste und Helm besteigen wir zu fünft mit Guide das „Boot“. An meine Raftigerfahrungen im Familienurlaub kann ich mich kaum noch erinnern - nur daran wer über Board gegangen ist - also bin ich gespannt. Es ist anstrengender, aufregender und nasser als ich gedacht habe, vollster Körpereinsatz ist gefordert, Wasser kommt von allen Seiten (hier macht der Regen rein garnichts) und es macht einfach unheimlichen Spaß! An diesem Abend wird gefeiert, erst außerhalb, dann in unserer Cabaña – Platz zum Tanzen findet man immer! Nach langem Ausschlafen schaffen wir es dann montags vor der Abreise nur noch in ein Café, das für seine Crêpes und Kuchen bekannt ist und schnell einige Fotos vom aktiven, rauchenden, schneebedeckten Vulkan zu schießen, da das Wetter es endlich zulässt.

Valdivia
Markt in Valdivia
 

Fort in Ñuble
Termas Geometricas

Vulkan Villarrica in Púcon


Rafting
Die Crew


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